Sehr geehrte Damen und Herren, MitarbeiterInnen, InhaberInnen und auch Aktionäre der schweizerischen PANArt Aktiengesellschaft,

Sie haben am 28.4.2021 eine Beschlagnahmung in Holland bei einem Handpanhersteller und Schalenverkäufer namens “Ayasa” durchführen lassen.

Sie wissen, Sie haben damit Handpanherstellern weltweit den Hahn zum benötigten Blech-Material abgedreht. Ein Material, welches von PANArt vor 2020 offiziell als nicht lizenzpflichtig legitimiert wurde. Die Instrumente, welche von Ihnen früher als “Nachbauten” und seit 2020 – entsprechend der dann veränderten Gesetzeslage in Bezug auf das Urheberrecht – als “Raubkopien” bezeichnet werden, können nun – zumindest mit dem Roh-Material von Ayasa –  momentan nicht weiter hergestellt werden.

Das wird für viele Menschen existenzielle Konsequenzen haben, Menschen, die ohne schlechtes Gewissen – da weder von Patent (verabsäumt) noch von künstlerischem Urheberrecht 20 Jahre lang nicht groß Rede war – etwas erarbeitet und aufgebaut haben. Menschen, die Familien haben und Kredite und alltägliche Sorgen und Menschen, die von der Coronakrise betroffen sind, oder auch Handpan-HerstellerInnen , die ohnehin ums Überleben kämpfen müssen, da der Markt mittlerweile von Schwarz und Billig-Importen überschwemmt wird.

Diese Menschen, lieber Herr Rohner und Frau Schärer, die haben teilweise wegen dieser Idee einen bestehenden Job aufgegeben, ihr Leben umgestellt und auch Risiken auf sich genommen. Es wäre nicht fair über alle diese Existenzen pauschal zu urteilen und alle in den bösen Kommerztopf zu werfen  – vor allem nicht um Ihr “Kunstwerk” zu verteidigen, welches Sie selbst laut eigener Rede am Liebsten als “Soziale Plastik” im Sinne von Beuys wahrgenommen haben möchten. Leider stellt sich die Frage: Handelt es sich bei Ihrem Kunstwerk Hang(R) mittlerweile nicht vielmehr um eine asoziale Plastik? Eine antiklastische asoziale Plastik genaugenommen.

Jahrzehntelang hat die PANArt AG selbst von der Steelpan profitiert, also von etwas , das nicht ihre eigene Idee war. Sie wissen also sehr genau, was es bedeutet, wenn man ein Licht sieht und ihm folgt.

Ich bitte Sie bei Ihrem Weiteren Vorgehen inständig die Schicksale der vielen Menschenleben zu bedenken, deren unmittelbares und alltägliches Wohl von den juristischen Entscheidungen der Anwälte der PANArt AG jetzt defacto abhängt. Es liegt in Ihren Händen eine soziale Plastik daraus zu machen.

Im Namen meiner Kollegen bitte ich Sie den Kampf gegen die Handpan, so wie sie ihn derzeit betreiben, einzustellen und schrittweise die Diplomatie wieder aufzunehmen.

PS. In einem offenen Brief 2020 habe ich mit Stimm-Kollegen gemeinsam versucht die technischen Bedingtheiten in der Bauweise zu diskutieren.
Wir warten immer noch auf eine Stellungnahme.

Birgit Pestal

 

Anmerkung zum Titel: “Fenster sein, nicht Spiegel” – bei Interesse siehe hier, letzter Absatz